Hamburg City Life: Art, Lebenslust und linke Parolen!

„Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein“: Dieser Schriftzug – in den ukrainischen Nationalfarben blau und gelb gehalten -ziert die älteste Kirche Hamburgs, die Sankt Petri Kirche in der Shoppingmeile der Mönckebergstraße. Ein klares Statement im Zentrum der nach Berlin zweitgrößten Stadt Deutschlands, die selbst während des Zweiten Weltkriegs schwer bombardiert und zerstört worden ist. Eine andere Kirche in der Innenstadt, die Nikolaikirche, die nur mehr als Turm-Ruine erhalten ist, dient heute als Mahnmal für die Kriegsopfer zwischen 1933 und 1945. Nach dem Fernsehturm ist der 147,3 m hohe Nikolaiturm das zweithöchste Gebäude Hamburgs und außerdem der fünfthöchste Kirchenbau der Welt.

 

Die Stadtansicht Hamburgs, die man vor allem südlich der Elbe gegenüber den Landungsbrücken perfekt begutachten kann, wird großteils geprägt durch die Türme der fünf Hauptkirchen St. Petri, St. Jacobi, St. Katharinen, St. Michaelis (bekannt als Wahrzeichen „Michel“) und St. Nikolai. Und natürlich durch den Turm des 1897 errichteten Rathauses, das in seiner Größe und Pracht die besondere Bedeutung der Hansestadt widerspiegelt und in dem das aus 123 Abgeordneten bestehende Landesparlament, die sogenannte Hamburgische Bürgerschaft, tagt.

 

Die letzte Wahl fand – kurz vor der Corona-Krise – am 23. Februar 2020 statt. Die rot-grüne Regierungskoalition agiert seitdem mit Zweidrittelmehrheit, die SPD stellt mit Peter Tschentscher den Ersten Bürgermeister, der in den letzten zwei Jahren – ähnlich  wie in Wien – einen restriktiven Corona-Kurs mit scharfen Maßnahmen (hinsichtlich Maskenpflicht oder Club-Zutrittsbarrieren) verantwortete und dabei auch auf viel Widerstand stieß. In einer multikulturellen Stadt, die gerne feiert und das Leben genießt, kein Wunder.

 

Gleich unweit vom Rathaus befindet sich der sogenannte Jungfernstieg, die älteste Flaniermeile Hamburgs. Dort, unmittelbar an der Binnenalster, erfreuen sich die Hamburger bereits an den ersten, warmen Frühlingssonnenstrahlen und nehmen lässig ein paar Drinks im erstmals 1799 eröffneten Alsterpavillon (der einst auch bei den rebellischen „Swing Kids“ der Nazi-Zeit erste Anlaufadresse war) oder im neuen Glas-Kubus des renommierten Architekten Andre Poitiers. Mit etwas Glück trifft man vielleicht Panik-Rocker Udo Lindenberg, der im weißen Luxushotel Atlantic, direkt an der Außenalster, als Dauermieter einquartiert ist. Und das ohne Sonderzug nach Pankow.

In unmittelbarer Nähe liegt das Epizentrum der Hamburger Kunstmeile, die Kunsthalle, die 1997 durch die kubusartige Galerie der Gegenwart erweitert wurde. Die beiden Gebäude sind durch einen unterirdischen Gang miteinander verbunden, in dem auch zahlreiche zeitgenössische Kunstobjekte von Jenny Holzer, Bruce Nauman, Andreas Slominski bis Andy Warhol präsentiert werden. Im Neubau lockten im Frühjahr 2022 aber nicht nur innovativ-kreative Sonderausstellungen wie „Something New, Something Old, Something Desired“, sondern auch eine Retrospektive des deutschen Expressionisten Ernst Wilhelm Nay (1902-1968). Ein Konnex mit modernen Strömungen wird auch im Hubertus Wald Forum des Hauptgebäude hergestellt: So werden unter dem Ausstellungstitel „Klasse Gesellschaft“ die Alltagsbilder niederländischer Maler mit den Fotos, Videos und Plakaten von Lars Eidinger und Stefan Marx konfrontiert.

 

Ein weiteres „Schlachtschiff“ der Kunstmeile Hamburg wird gerade bis Herbst 2024 saniert, das Haus der Photographie. Das neben der „Halle für Aktuelle Kunst“ und der „Sammlung Falckenberg“ (in Hamburg-Harburg) zum Deichtorhallen-Komplex gehörende Museum wird allerdings derzeit durch ein temporäres Gebäude, das PHOXXI, direkt auf dem Vorplatz ersetzt. Die wirtschaftlich gewieften Hamburger sind um kreative Ideen nicht verlegen…