Swinging London in Soho: Now and Then!

„Swinging London“ – Das ist einer jener Trademarks der Sixties, die die Popkultur, die Mode und den Lifestyle der britischen Hauptstadt geprägt haben. Initialzünder war dabei das amerikanische Time Magazine, das in der Ausgabe vom 15. April 1966 vom kreativen und hedonistischen London schwärmte: „In a decade dominated by youth, London has burst into bloom. It swings. It´s the scene“. Epizentren der Londoner Avantgarde waren vor allem die Kings Roads in Chelsea und die Carnaby Street in Soho.

 

Swinging Carnaby Street in den Sixties

 

In der Carnaby Street präsentierte Mary Quant erstmals ihre Mini-Rock-Kreationen, Twiggy und Jean Shrimpton residierten als Idole der Mod-Subkultur. In der coolen Women Boutique Lady Jane wurden Models live im Schaufenster gestylt. Die Pop- und Rockstars der damaligen Zeit gingen in den Fashion Shops ein und aus, von den Beatles (die sich vom „Lord John“ einkleiden ließen), den Rolling Stones, The Who, den Small Faces oder den Kinks, die der Carnaby Street sogar einen satirischen Track widmeten: „Everywhere the Carnabetian Army marches on, each one a dedicated follower of fashion“. In den direkt im Umkreis befindlichen Clubs (wie dem Bag O´Nails oder dem Marquee Club) feierte die Jugend dann ab zu den schweißtreibenden Pop-Hymnen der britischen Beat-Bands.

 

Carnaby Street 2022

 

Die Carnaby Street ist auch heute noch eine attraktive Fußgängerzone mit trendigen Shops und lässigem Style. Oben über der Straße thront der bunte Regenbogen, unten warten Marken-Favourites wie Replay, Vans, Doc Martens, Scotch & Soda oder die italienische Männermarke David Naman auf die zahlungskräftigen Fashion-Freaks. Seit September 2020 haben die Rolling Stones auf der Carnaby Street einen eigenen Flagship-Store: „RS No. 9 Carnaby“. Der Shop ist schon von weitem durch die riesige große Zunge im Eingangsbereich zu erkennen, zu kaufen gibt es zahllose Merchandising-Artikel und Raritäten von den gerade wieder auf Tour befindlichen Stones. Das bunte Treiben der Carnaby Street begutachtet naturgemäß auch ein Beatle, und zwar John Lennon sitzend auf einer Bank mit auseinandergestreckten Armen. Die lebensgroße Skulptur „Imagine“ wurde vom britischen Künstler Lawrence Holofcener konzipiert, nicht nur die Instagram-Fans sind entzückt.

Gay-Epizentrum Old Compton Street

 

Ebenfalls in Soho liegt das Zentrum der Gay Community, die Old Compton Street. Erkennbar auch dann, wenn man tagsüber durch die Straßen Londons streift: Regenbogenflaggen, Village People-Pappfiguren, Lokal-Aufschriften wie „Lesbian Bar for ladies and their male guests“, zahlreiche Fashion- und Fetisch-Shops für die LGBTIQ-People. Absolutes Highlight ist das Comptons, ein bereits im Jahr 1890 (!) unter dem Namen „Swiss Hotel“ errichtetes Gebäude, das seit 1986 zu den Gay-Treffpunkten Londons zählt, mit einer Bar im Erdgeschoß und einer Lounge Area im 1. Stock. „The Grand Dame of Queer Street“, so das QX-Magazine zum 20er-Jubiläum 2006. Nicht mit dem Regenbogen, aber mit dem Regenschirm schwebt Mary Poppins derzeit in die Old Compton Street, und zwar im gleichnamigen Erfolgsmusical im legendären Prince Edward Theatre.

Covent Garden

 

Ein Hot Spot für Einheimische und Touristen ist seit vielen Jahrzehnten der Covent Garden. Straßenkünstler unterhalten auf der weiträumigen Piazza mit genialen Tricks und verschaffen sich dadurch nicht nur lukrative Einnahmen, sondern auch Praxis-Erfahrung im Umgang mit dem Publikum, das ihnen bei späteren Karrieren (als Musiker, Schauspieler,…) nützlich sein kann. Die 1830 durch den Architeken Charles Fowler errichtete Markthalle ist heute noch – nicht immer unstrittiges - Vorbild für Umgestaltungen von Plätzen und Arealen weltweit. Der Covent Garden Market bietet ein reiches Angebot an Fashion, Lebensmittel, Kosmetik, Antiquitäten und Schmuck. Und natürlich Blumen. Stichwort: Eliza Doolittle, die Marktfrau, die im Covent Garden Blumen im Cockney-Dialekt verkaufte und dort den noblen Professor Higgins kennenlernte. Der Plot aus George Bernard Shaws „Pygmalion“ und dem späteren Kult-Musical „My Fair Lady“ (1956)…