Corona-Pandemie, Ukraine-Krieg, Rekordinflation, Klimawandel,… - Das Alltagsleben der österreichischen Kinder und Jugendlichen ist geprägt von einer multiplen Krisen-Situation. Stimmung und Motivation sind trotzdem nicht am Nullpunkt. So beschreibt es zumindest eine aktuelle repräsentative Jugendstudie der t-factory Trendagentur in Kooperation mit dem Institut für Jugendkulturforschung unter 1000 österreichischen 16- bis 29-jährigen. Titel: „Generation Z – Eine Krisengeneration lässt sich nicht unterkriegen!“
Die Jugendlichen wünschen sich vor allem materielle und finanzielle Sicherheit, als Basis für die Gründung einer eigenen Familie. Mehr als der absolute Top-Job steht die Work Life-Balance im Mittelpunkt. Dies geht einher mit einer aktuellen Deloitte-Studie, in der junge Arbeitnehmer sich vor allem flexible Arbeitszeiten, persönliche Entwicklungsmöglichkeiten und eine wertschätzende Unternehmenskultur wünschen.
Besorgt über die Zukunft äußern sich vor allem Jugendliche aus der mittleren und unteren Sozialhierarchie, hier vermehrt Frauen und Alleinerziehende, die aufgrund der aktuellen Teuerungsraten und der Erhöhung der Mieten und Gebühren Angst haben, sich die Lebenshaltungskosten nicht mehr leisten zu können und in den Privatkonkurs zu schlittern.
Vor allem die Bildungsschichten fürchten den Klimawandel und sind zu 2/3 der Meinung, dass sich die Welt bereits am „kritischen Wendepunkt“ befindet. In der weltweiten Deloitte-Studie „Global Gen Z & Millennial survey“ glauben allerdings nur fünf Prozent der österreichischen Befragten, dass sich die Regierung ausreichend für die Bekämpfung der Klimakrise einsetzt. Für die Grünen ein Alarmzeichen, denn an sich sind vor allem die höher gebildeten Jugendlichen sehr umweltaffin und wollen – beispielsweise in Wien – zu 52 % auf das eigene Auto verzichten.
Viele sehnen sich laut dem Studienleiter Prof. Bernhard Heinzlmaier zurück nach der Wachstums- und Aufbruchsstimmung der 70er und 80er, als Jobs en masse auf Akademiker, Maturanten und Lehrlinge warteten und die Ausbildung nicht so verschult war im 21. Jahrhundert. „Die Jugend fühlt sich aus dem Wohlstandsparadies vertrieben“, so Heinzlmaier in der Ö1-Sendung „Punkt Eins“.
Von der Politik erwarten die Jugendlichen keine Hilfe. Die politischen Parteien (14 %) und die Medien (17 %) sind jene Institutionen, denen die befragten Jugendlichen am wenigsten vertrauen. Auch der Bundespräsident bekommt in dieser Statistik schlechte Werte. Nur 35 % haben Vertrauen in das direkt gewählte Staatsoberhaupt, sein kürzlich getätigter Rat an Jugendliche, die „Zähne zusammenbeißen“, dürfte die Werte noch weiter sinken lassen.
An der Spitze des Vertrauens-Rankings stehen die Arbeiterkammer (56 %), die Polizei (54 %), die Wirtschaftskammer (48,1 %), das Bundesheer (46,4 %) und der ÖGB (40,1 %), also vorwiegend Organisationen, die sinnstiftende, nützliche und beratende Tätigkeiten für die Bürger verrichten. Schlechte Werte verzeichnen die Bundesregierung (22,7 %) und die Kirchen (mit rund 20 %-Zustimmung). „Die Religionsgemeinschaften haben bei der Jugend verspielt, weil sie belehrend statt dialogorientiert sind, sich als zu wenig adaptionsfähig erweisen und ästhetisch unzulänglich kommunizieren“, so Heinzlmaier.
Verbessert haben sich die individuellen Eltern-Kind-Verhältnisse. Man sieht sich wieder als „gemeinsame Einheit“, die sich für die berufliche und private Zukunft der Familie bzw. des Kindes einsetzt und versucht, den aktuellen sozialen und wirtschaftlichen Status aufrechtzuerhalten.
Aufgrund der gestiegenen Asyl-Zahlen im 1. Halbjahr 2022 (über 31.000 Asylanträge) ist ein Wiederaufflammen des Migrations-Themas in Zukunft nicht auszuschließen. Eine Spaltung wie einst zwischen links und rechts sei hier nicht erkennbar, allerdings eine zwischen Öffnung und Schließung Österreichs. Aufgrund der aktuellen mit milliardenschweren Hilfszahlungen verbundenen Krisen sei derzeit eine Mehrheit der Jugendlichen für eine restriktive Asyl- und Zuwanderungspolitik.
2/3 der Befragten aus mittleren und unteren Bildungsschichten lehnten die coronabedingten Maßnahmen strikt ab. Dass diese – teils ohne wissenschaftliche Evidenz bzw. ohne fundierte Begründungen – von oben herab verhängt wurden, hat sicher auch zum Vertrauensverlust der beteiligten Organe beigetragen. So beklagen 56 Prozent der jungen Österreicher einen Demokratieverlust, und fast 70 Prozent meinen, dass es besser sei, bei heiklen Themen (wie Asyl, sexueller Orientierung oder Gendersprache) seine tatsächliche Meinung nicht offen auszusprechen. Für die Zukunft einer offenen, liberalen, kommunikativen Gesellschaft kein gutes Zeichen…
https://jugendkultur.at/generation-z/