„In jeder Rolle findet man etwas von sich selbst, weil wir alle Brüder sind. Aber in Hamlet habe ich einen Zwillingsbruder gefunden.“ Ein Zitat des genialen österreichischen Schauspielers Oskar Werner, der am 13. November seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte. Grund genug, für das Metro Kinokulturhaus in der Wiener Johannesgasse, dem charismatischen, aber auch egozentrischen Theater- und Filmstar eine Ausstellung über sein Lebenswerk zu widmen. Die Location ist insofern mehr als passend, hatte doch der aus Wien-Gumpendorf stammende Werner in dem ehemaligen Theater seine ersten kleinen Auftritte im Grillparzer-Drama „Das goldene Vließ“.
Die Kuratoren Raimund Fritz und Martina Zerovnik konzipierten die Retrospektive im wesentlichen auf zwei Ebenen. Im 1. Stockwerk erhalten die Oskar Werner-Fans einen Einblick in das Privatleben des Schauspielers, mit zahlreichen Fotografien, Zeitungsausschnitten, Zitaten und sogar einem alten Schülerausweis. Die zweite Ebene zeigt das künstlerische Schaffen Oskar Werners, der bereits mit 19 vom Burgtheater engagiert wurde und in insgesamt 71 Theaterstücken mitwirkte. Seine Höhepunkte: „Don Carlos“ (mit seinem Vorbild Werner Krauss als König Philipp) und natürlich „Hamlet“. Seinen ersten Film drehte Oskar Werner 1949 in London: „Der Engel mit der Posaune“, die erste und nicht die letzte Rolle des überzeugten Antifaschisten, die sich mit dem Greuel des Nationalsozialismus befasste. Werner lehnte in seiner Karriere viele Rollen ab, die nicht seinem Weltbild entsprachen („Anpassungsfähigkeit ist eine Eigenschaft, die ich nicht anstrebe“). Die größten Kino-Erfolge feierte er in den 60er-Jahren, mit dem französischen Liebesfilm „Jules & Jim“ (1962) und der Ray Bradbury-Roman-Verfilmung „Fahrenheit 451“ (1966) jeweils unter der Regie Francois Truffauts bzw. mit den Hollywood-Streifen „Das Narrenschiff“ (Oscarnominierung 1965) und „Der Spion, der mich liebte“ (Golden Globe 1966).
Danach ging es mit seiner Karriere bergab. „Das Tragische, das ich sehe, dass er sich irgendwann nicht mehr weiterentwickelte. Er, der Frühvollendete, beharrte auf einem Status, den er dann irgendwann verloren hat“, so die Kuratorin Martina Zerovnik in einer Kurier-Sonderbeilage zur Ausstellung. In den 70ern war der mit Depressionen und Alkoholproblemen kämpfende Werner nur in zwei Rollen zu sehen, in einer TV-Folge des „Columbo“ und in der „Reise der Verdammten“ (1976). Er verdiente – dank seiner unverkennbaren Stimme – großteils sein Geld mit Hörspielen und Lesungen. Im Sommer 1983 scheiterte er kläglich mit seinem Wachaufestival: Von insgesamt 26 geplanten Auftritten fanden nur eine Dichterlesung und die Aufführung des „Prinz Friedrich von Homburg“ im (später abgerissenen) Kremser Brauhofsaal statt. Am 23. Oktober 1984 starb Oskar Werner während einer Rezitationstournee in einem Marburger Hotel an einem Herzinfarkt.
Neben seinen zahllosen Filmen erinnert heute noch der Oskar Werner-Platz im 6. Wiener Gemeindebezirk an den großartigen Schauspieler, dessen glanzvolle Karriere leider zu früh endete.
Die Ausstellung „100 Jahre Oskar Werner“ ist von 24. 3. 2022 bis 29.1. 2023 im Metro Kinokulturhaus zu sehen. Und zwar täglich von 14 bis 21 Uhr.