Fashion, Art & Portraits: Helmut Newton-„Legacy“ im Kunstforum Wien

Mode-, Akt- und Porträtfotografie, das sind die drei Spezialdisziplinen des im Oktober 1920 in Berlin geborenen Fotografen Helmut Newton (eigentlich: Helmut Neustädter), dessen Fotos zwischen 19. Oktober 2022 und 15. Jänner 2023 im Rahmen einer Retrospektive im Kunstforum Wien gezeigt werden. Bei der Ausstellung „Legacy“ („Vermächtnis“) handelt es sich um eine Wanderausstellung aus der Helmut Newton Stiftung in Berlin, die dort anlässlich seines 100. Geburtstages präsentiert wurde. Newton selbst starb 2004 bei einem tödlichen Autounfall, kurz nach Einrichtung der Stiftung im ehemaligen Offizierskasino in der Jebensstraße.

 

Melbourne

 

Mehr als 250 Arbeiten Newtons wurden – unter Mithilfe des deutschen Hauptkurators Matthias Harder – in einem spannenden Parcours platziert, der alle Tätigkeitsdekaden des Fotografen umfasst, beginnend vom 1. Bild aus seiner kriegsbedingten Wahlheimat Melbourne bis zu Spätwerken aus Los Angeles und Monaco u.a. für den exzentrischen Modeschöpfer Thierry Mugler. In Melbourne hat Newton auch seine spätere Ehefrau, die Schauspielerin June Brunell, kennengelernt, die ihm zeit seines Lebens nicht von seiner Seite wich, nicht nur selbst porträtiert, sondern auch selbst als Fotografin (unter dem Pseudonym Alice Springs) tätig wurde. 

 

Paris

 

Zwischen 1961 und 1981 wohnten die beiden in Paris und St. Tropez, es entstehen die ersten lukrativen Fotoaufnahmen für Vogue, Elle und Queens. Mit dem damals so innovativen Stil Newtons, die Models nicht nur als „Kleiderträger“ abzulichten, sondern die Aufnahmen bis ins kleinste Detail zu inszenieren. Hitchcock-Filme, Bond-Klassiker, die durchgeknallten Swinging Sixties oder das römisches Dolce Vita (mit seinen Paparazzis an jeder Ecke) standen Pate für die cool-extravaganten Shots Newtons, eine Trennlinie zwischen Art und Fashion war längst nicht mehr erkennbar.

 

Zwei seiner berühmtesten Bilder haben die Kuratoren Harder und Evelyn Benesch zwischen den Säulen des Kunstforums positioniert, jene mit der androgynen Frau (Vibeke Knudsen), im Männeranzug solo bzw. im kühl-erotischen Clinch mit einer nackten Frau in der Pariser Rue Aubriot. Newton hat dort jahrelang gewohnt und hat diese Fotos 1975 für Yves Saint Laurent angefertigt. Es war gleichzeitig auch das Jahr seiner ersten Ausstellung in der Pariser Nikon Galerie.

 

Naked

 

„Nichts wurde retuschiert, nichts elektronisch verändert. Ich habe das fotografiert, was ich sah“, Helmut Newton über seine Arbeitsweise im Katalog zur Ausstellung „Work“ (die 2003 auch in der Kunsthalle Krems zu sehen war). Der Starfotograf arbeitete ohne Photoshop und ähnliche „Tricks. Dies gilt insbesondere auch für seine in den 80ern entstandenen Fotoserien „Dressed and Naked“ und „Big Nudes“, die im Kunstforum lebensgroß platziert wurden und – entgegen diverser feministischer Kritiker – die Stärke und Macht der abgelichteten Frauen widerspiegeln. 

 

Celebrities

 

1982 verlegten die Newtons ihren Wohnsitz nach Monaco bzw. im Winter nach Los Angeles. Im dortigen Hotel Chateau Marmomt entstanden zahlreiche Porträt-Fotos der Celebrities aus der Kino-, Musik- und Mode-Branche. Zu sehen sind die großartigen Aufnahmen in einem separaten Raum der Ausstellung, von Romy Schneider, Liz Taylor, Gianni Versace, Karl Lagerfeld, Nastassja Kinski, Marlon Brando, David Bowie, Nadja Auermann, Charlotte Rampling,…. – bis hin zum Meister selbst. Fotografiert von seiner Frau June im Jahr 1958 in Melbourne, in der Hand das „Werkzeug“, das sein Leben bis zum Ende prägte, die Kamera…

 

DVD:  Helmut Newton: The Bad and the Beautiful (2020, Doku).