„New African Portraiture“: 24 Black Artists in der Kunsthalle Krems

„Die erste Ausstellung über zeitgenössische afrikanische figurative Malerei in Europa“ – Mit diesem Teaser lockt die Kunsthalle Krems Besucher aus aller Welt in die Exhibition „The New African Portraiture“, die sich über beide Stockwerke des Museums erstreckt. Impulsgeber war eine Ausstellung im Pariser Musee d´Orsay, die sich mit dem Schwarzen Körper in der Malereigeschichte von 1800 bis zur Klassischen Moderne beschäftigte.

 

Kuratiert wird die Ausstellung von Ekow Eshun, der zuletzt in der Londoner Hayward Gallery die Schau „In the Black Fantastic“ über Afrofuturismus konzipierte. Die afrikanischen Kunstwerke stammen aus der Sammlung von Amir Shariat, den der künstlerische Direktor der Kunsthalle, Florian Steininger, im Rahmen der Robin Rhode-Ausstellung „Memory is a Weapon“ 2020 kennenlernte. Der südafrikanische Street-Art-Künstler Rhode teilt sich mit einem der Shooting Stars der Ausstellung, Alexandre Diop, ein Studio. Ein kongeniales Netzwerk als Basis für einen attraktiven Parcours durch die Portraitmalerei Afrikas, die dort im Gegensatz zum weltweiten Trend der Abstraktion und Konzeptkunst stets im künstlerischen Zenit verharrte.

 

Die Arbeitsweisen, kreativen Ideen und Perspektiven der insgesamt 24 Künstler unterscheiden sich aber nicht unwesentlich. Cornelius Annor beispielsweise, dessen Werke im Oberlichtsaal zu sehen sind, dokumentiert das traditionelle ghanaische Familienleben, in der Küche, im Wohnzimmer oder im „Cabinet of Memories“. Auf dieser Schiene bewegt sich auch Crystal Yayra Anthony, die mit ihren Werken Geschlechterstereotypen aufbrechen will. Eines der Highlights: „What are you looking at“, das eine nackte schwarzte Frau – bei einer Alltagshandlung - mit Wasserschlauch in einem Garten zeigt. 

 

Andere Künstler wie Souleimane Barry oder der in Paris aufgewachsene und in Wien an der Akademie der bildenden Künste studierende Alexandre Diop lassen sich vom kürzlich in der Albertina gewürdigten 80er-Superstar Jean Michel Basquiat beeinflussen und konzipieren eine Mixtur aus Pastell, Ölfarben, Bleistift, Klebstoff und diversen Materialien (wie Holz, Latex, Nägel, Gips oder Schnüren). Der im Künstler-Epizentrum Accra (in Ghana) geborene Amoako Boafo kreiert moderne, trendige Porträts von Freunden und Szene-Artists wie der amerikanischen Bildhauerin Kennedy Yanko. 

 

Nicht fehlen dürfen in der Ausstellung sozialkritische Aspekte und Fragen der Diskriminierung. Jean David Nkot thematisiert die Rohstoff-Ausbeutung in Afrika u.a. mit seinem Porträt von drei selbstbewussten Minenarbeiterinnen. Mit Rassismus und Sexismus beschäftigt sich die nach Schweden emigrierte Everlyn Nicodemus nicht nur künstlerisch, sondern auch wissenschaftlich. Aus dieser Inspiration entstanden u.a. familiäre Motive wie in „Mother and Child“ oder „The Wedding“. 

 

„No, I don´t speak Swahili“, so reagierte die in den USA geborene Künstlerin Josie Love Ruebuck auf eine verletzende Klassifikation aufgrund ihrer Hautfarbe. In dem daraus entstandenen Kunstwerk zeigt sie anhand von drei Gesichtern, wie sie selbst sich wahrnimmt und wie sie von anderen kategorisiert wird. Ein toughes Statement in der Zentralhalle kurz vor dem Ausgang, das auch nach dem spannenden Ausstellungsbesuch noch zum Nachdenken anregen soll…

 

„The New African Portraiture“ – 19. 11. 2022 bis 10. April 2023 Kunsthalle Krems.