„Alle malen schwarz, ich seh' die Zukunft pink: Wenn du mich fragst, wird alles gut, mein Kind. Mach dein Ding, aber such' keinen Sinn. Und was nicht da ist, musst du erfinden.“ – Diese lässig-euphorischen Reime laufen seit Oktober 2022 auf allen Radiostationen, in allen Clubs und bei allen Privatparties. Pierre Baigorry aka Peter Fox is back, und das mit Turbogeschwindigkeit auf Platz 1 in den Charts. Spontaner musikalischer Aktivismus gegen die depressiven Gemüter, das dachten viele, denn seit seines vielumjubelten Debüt-Albums „Stadtaffe“ von 2008 (!) erschienen keine Solo-Releases von Peter Fox mehr. „Diese pure, auf meine Person gerichtete Aufmerksamkeit finde ich nicht so geil. Dieses Solo-Popstar-Sein ist echt nicht mein Ding“, so Fox in einem aktuellen „Spiegel-Interview“.
Die Kreativität und ein nicht realisiertes Album mit dem deutschen Rapper Trettmann allerdings motivierten Fox zu seinem zweiten Solo-Werk, „Love Songs“, das Ende Mai veröffentlicht wurde. Inklusive zahlreicher Live-Auftritte bei Festivals, die innerhalb kürzester Zeit organisiert wurden. Die Wiener Arena zählte zu den ersten Locations der Comeback-Tour, sie war nach wenigen Tagen ausverkauft. Mit dabei hatte Fox die Support-Rapper Ola und Willy Will und die M.I.K.-Family („Monsters in Krump“), eine multikulturelle Streetdance-Gruppe aus Berlin.
„Wir spielen Songs vom neuem Album, vom ersten Album und von Seeed, eine schöne Mischung“, das prophezeite Fox zu Beginn des Konzerts, lässig mit weiten Hosen und Sonnenbrillen. Die 51 Jahre merkt man dem in Berlin-Kreuzberg aufgewachsenen Musiker nicht an, der 1998 die Reggae-Dancehall-Combo Seeed („Dickes B“) gründete und mit dieser genauso wie mit seinem Album „Stadtaffe“ das Berliner Lebensgefühl der 2000er widerspiegelte.
Guten Morgen Berlin. Du kannst so hässlich sein. So dreckig und grau. Du kannst so schön schrecklich sein. Deine Nächte fressen mich auf. Es wird für mich wohl das Beste sein. Ich geh nach Hause und schlaf mich aus. Und während ich durch die Straßen laufe. Wird langsam schwarz zu blau“ – Die legendären Zeilen aus Peter Fox´ ambivalenter Liebeserklärung an die deutsche Bundeshauptstadt dürfen die Fans bereits in der ersten Hälfte des flotten Konzerts genießen und kräftig mitsingen. Und zwar nach einer Palette von neuen Tracks wie „Vergessen Wie“ (Die City Lebt – man darf also auch noch als 50er auf die Piste gehen ), „Ein Auge blau“, „Weiße Fahnen“ (einem Appell an Mäßigung innerhalb von Liebesbeziehungen und Freundschaften) und der subtilen Ballade „Kein Regen in Dubai“.
Es dauert nicht lange, bis die Akteure auf der Bühne durch Wiener Fans erweitert werden, die auf einer höher platzierten Plattform mit der M.I.K. Family tanzen und feiern. Im Vordergrund der Schriftzug „The Future is Now“. Hat natürlich eine gewisse Analogie zum coolen Video „Zukunft Pink“. Bis dieser Superhit die rund 3000 Fans endgültig zum Ausflippen bringt, präsentiert Peter Fox noch einige neuere Seeed-Hits (wie „Ticket“, „Lass sie gehn“ und „Hale-Bopp), die neue Single „Tuff Cookie“ (eine Liebeserklärung an den Partner mit coolen Zeilen wie „Winter in Berlin mit dir wie'n warmer Sommer“) und den Body Positivity-Klassiker „Schüttel deinen Speck“.
Im Zugabenblock rockt Fox dann die Crowd mit „Alles Neu“ und überrascht mit einer soften Version von „Haus am See“. Diesen Song wollte Fox eigentlich gar nicht mehr live spielen. „Es gibt zwar so eine klassische Sehnsucht nach Familie und Zuhause, aber inzwischen weiß ich: Man kommt nicht an, und dann ist alles toll“, so Fox im „Spiegel-Interview“.
Im Gegensatz zu seiner Show in der Wiener Arena, die alle mitgerissen hat. Inklusive der Abschluss-Nummer von den „Toscana Fanboys“, aufgenommen im Original mit der 85jährigen Italo Pop-Legende Adriano Celentano. Die wird man garantiert im Sommer auch auf den Stränden von Rimini, Lignano und Jesolo hören.