Österreich-Debüt: Brit Award-Gewinnerin Holly Humberstone live in Wien

„And where the hell did our childhood go? It freaks me out how fast we grow. The more I see, the less I know. And this feels like the Truman Show.“ So lyrisch und authentisch zugleich klingen die Texte der 24jährigen britischen Sängerin Holly Humberstone, die in einer Kleinstadt aufgewachsen und dann in die Metropole London gezogen ist. Mit 19 stand sie bereits beim legendären Glastonbury auf der Bühne, 2022 gewann sie nach der Veröffentlichung zweier EP´s den Brit Award Rising Star Award. Im Oktober 2023 erschien ihr Debüt-Album „Paint the Bedroom black“, das sie im Rahmen ihrer Europa-Tour auch in der Wiener SimmCity präsentierte.

 

Die Show startete dementsprechend mit dem – trotz des leicht düsteren Titels – poppigen Opener des neuen Albums, das einen tiefen Einblick in die persönliche Gefühlssphäre der sensiblen Künstlerin bietet und dadurch sofort eine Verbindung zu den mehrheitlich weiblichen Fans im Publikum herstellt. Humberstones Coming-of-Age-Stories sind so bunt und so nebelverhangen wie das Leben: Liebe, Liebeskummer, Trennung, Isolation, Selbstzweifel, Trauer. So beschreibt Humberstone in ihrem 21er-Song „The Walls are way too thin“ ihre beengten Wohnverhältnisse. Bei ihrem bekanntesten Hit „London is lonely“ setzt sich die Newcomerin hinters Keyboard und sinniert über ihre anfängliche Einsamkeit in London, alleine unter lauter Fremden. Im neuen Song „Into your Room“ singt Humberstone über ihre einsamen Nächte im Hotel und ihre Gedanken an ihre Familie und ihre Freunde. 

 

Nichtsdestotrotz hat sich für die Britin der Wunschtraum einer musikalischen Karriere erfüllt, und der Grundtenor ihrer Show ist - trotz manch depressiver Texte – immer ein positiver. Immer wieder schnallt sich Humberstone selbst die Gitarre um und feuert ihre Fans an, ihre dreiköpfige Band (inkl. Drummerin) liefert die Sound-Kulisse für ihre rund 80minütige Indie-Pop-Show. US-Alternative-Künstler Medium Build, der als Support Act auch mit philosophischen Ergüssen und Falco-Kenntnissen überzeugte, stürmt bei „Cocoon“ als Duett-Partner auf die Bühne. Beim Hyperpop-angehauchten Track „Flatlining“ strömen blitzende Sonnenstrahlen in den darken Bedroom Humberstones. 

 

Als Zugabe reflektiert Humberstone noch einmal die omnipräsente Trennungsthematik. Einerseits im melancholischen Song „Friendly Fire“ (bei der Humberstone selbst den aktiven Part darstellt), andererseits im flotten Final-Track „Scarlett“, der ihrer besten Freundin gewidmet ist. Von ihrem Freund verlassen soll sie nach einer Trauerphase („Cause I cried all the Summer away“) wieder durch das Leben tanzen. So wie die Fans, die das Wien-Debüt Humberstones frenetisch feierten.

 

„Work in progress“ (inkl. der brandneuen Single „Dive“) heißt die im März erscheinende neue EP der hochambitionierten Sängerin. Könnte ihr Lebensmotto sein, denn man darf von Holly Humberstone in der Zukunft noch viel erwarten…