"The Beauty of Diversity": Bunter Stil-Mix in der Albertina Modern!

Diversity (dt. Verschiedenheit, Unterschied), ein Begriff, der seit einigen Jahren in allen Bereichen unseres Lebens herumgeistert und aus unserem Alltag, im Berufsleben und im gegenseitigen Umgang nicht wegzudenken ist. In der Kulturszene existieren zweifelsohne zahlreiche Proponenten eines fortschrittlichen Kunstverständnisses, in der von eurozentrischem und westlichem Denken traditionell geprägten musealen Praxis sieht dies leider nicht immer so aus.

 

Die Albertina Modern widmet sich in ihrer neuen Sonderausstellung „The Beauty of Diversity“ sowohl renommierten Künstlern, die schon immer gegen den Strom geschwommen sind, als auch neuen, kreativen Talenten kurz vor dem Sprung Richtung Weltkarriere und Kunstschaffenden abseits des Mainstreams. Im Mittelpunkt stehen dabei Frauen, LGBTQIA-Künstler, People of Color, Autodidakten und künstlerische Außenseiter, die – mit insgesamt 110 Kunstwerken, verteilt auf 13 themenbezogene Räume – einen spannenden, bunten Stil-Mix versprechen.

 

Ein besonderes Augenmerk richtet die Kuratorin Angela Stief auf Künstler aus Australien, Afrika, Asien und Südamerika. Vertreten in der Albertina Modern sind insbesondere afrikanische Künstler, die bereits in der Ausstellung „The New African Portraiture“ der Kunsthalle Krems ihr großes Talent gezeigt haben, so der an der Akademie für bildende Künste bei Daniel Richter studierende Alexandre Diop mit seinen komplexen Assemblagen, der US-Amerikaner Basil Kincaid oder der ghanaische Maler Amoako Boafo. Dessen Credo: „The primary Idea of my practice is representation, documenting, celebrating and showing new ways to approach blackness“. 

 

Eines deren Vorbilder darf natürlich in der Ausstellung nicht fehlen: Jean-Michel Basquiat, zeit seines kurzen Lebens ein strikter Kämpfer gegen Rassismus und Diskriminierung, mit seinem minimalistischen „Venus“-Bild aus dem Jahr 1983. Das Teaser-Plakat dagegen ist einer Frau vorbehalten, der 1991 in Tansania geborenen Sungi Mlengeya, die mit ihren dunklen Figuren vor weißem Hintergrund klare Akzente setzt. Betroffen macht die auf den Wandtafeln beschriebene Lebensgeschichte der Pakistanin Aicha Khorchid, die den Selbstmord ihrer Mutter und den sexuellen Missbrauch durch ihren Ziehvater in drastischen Bildern dokumentierte. 

 

Die Aboriginal Art wird u.a. vertreten durch Nyunmiti Burton, die mit ihrer abstrakten Serie „Seven Sisters“ sich auf eine indigene, mythische Geschichte über sieben von Männern verfolgten Schwestern bezieht und damit eine klare feministische Position einnimmt. Dies gilt auch für die in Iran geborene und in Wien lebende Soli Kiani, die mit ihren Malereien und Seilkonstruktionen die mangelnden Frauenrechte in ihrer Heimat anprangert. Kiani ist in Wien keine Unbekannte mehr, sie kann bereits eine Solo-Ausstellung („Ossian-Rebellion“) im Kunstforum für sich verbuchen.

 

Große Namen zeitgenössischer Kunst dürfen natürlich in der Ausstellung nicht fehlen: Maria Lassnig mit ihrem New Yorker Hauptwerk „Woman Power“ (inklusive einer nackten Riesin, die inmitten der Wolkenkratzer tänzelt), Valie Export (mit ihrer „Aktionshose Genitalpanik“), „Rollenspielerin“ Cindy Sherman, Marc Quinn, Jonathan Meese (mit skurril-horriblen Skulpturen), Cecily Brown, die Schweizer Künstlerin Miriam Cahn mit ihrer großformatigen „Atombomben“-Serie oder „Lemurenkopf“-Schöpfer Franz West.

 

Für erfrischenden Espirit sorgen aber auch die unbekannteren Namen: Verena Bretschneider mit ihren witzigen Face-Assemblagen aus Blumen, Federn, Haarteilen und Plastikgabeln (die man zwecks guter Laune am liebsten nach Hause mitnehmen würde), Claudia Märzendorfer mit ihren wollgestrickten LKW-Bestandteilen (als Beitrag zur Klimakrise) oder die gesellschaftskritischen Puppenkabinette der steirischen Autodidaktin Stefanie Erjautz. Letztere kongenial plaziert zwischen den „Mona Lisa“-Plastilin-Variationen der österreichischen Künstler-„Boygroup“ Gelatin und den brabbelnden Projektions-Gesichtern des US-Installationskünstlers Tony Oursler.

 

„The Beauty of Diversity“ ist von 16. Februar bis 18. August 2024 in der Albertina Modern zu sehen, und vermutlich bald im Triple-Kombi-Ticket mit der Wiener Albertina und der am 9. April neu eröffnenden Albertina Klosterneuburg.