„Sometimes it takes only one song to bring back a thousand memories“. Zu einem dieser Songs zählt zweifelsohne „Groove Jet“ (If this ain´t love) vom italienischen DJ Spiller, garniert mit den bezaubernden Vocals der britischen Sängerin Sophie Ellis-Bextor. Back to 2000 auf der balearischen Clubbing-Insel Ibiza, heiße Afternoon-Beats vor dem (heute nicht mehr existenten) Bora Bora-Open Air-Club, die alle paar Minuten über dem Strand heranbrausenden Düsenjets mit neuen Party People aus aller Welt, eine brodelnde „Everything starts with an E“-Atmosphäre an allen Ecken der Insel, lange durchtanzte Nächte in den angesagtesten Clubs der Welt von Amnesia, Space, Privilege bis Pacha. Wer sich erinnern kann, war nicht dabei. An den musikalischen Soundtrack dieser Endless Parties kann man sich aber 24 Jahre später noch immer erinnern. Die Freude ist dann natürlich umso größer, wenn einer dieser schillernden Stars von einst auf einen Konzert-Gig – dem ersten überhaupt (abgesehen von einem Rosenball-Auftritt 2015 und diversen, schrillen Life Ball-Visits) - nach Wien kommt und zumindest scheinbar die Zeit an uns allen spurlos vorübergegangen ist.
„The Kitchen Disco Tour“ nennt sich die Europa-Tour der in London geborenen Sophie Ellis-Bextor, die im April ihren 45. Geburtstag feiert. Der Name basiert auf deren Kitchen Show 2020 während des Corona-Lockdowns, die per Instagram übertragen wurde. Einer der damals ohne Publikum aufgenommenen Hits: „Crying at the Discotheque“, ein Cover der schwedischen LGBTQ-Heroes Alcazar. Ebenso eine Flashback-Disco-Hymne, die an viele exzessive Party-Nächte erinnert und ein idealer Opener der Bextor-Show im neu sanierten WUK in der Währinger Straße. Die Stimmung ist von Beginn an am Siedepunkt, das Publikum, bunt durchgemischt wie auf der Regenbogenparade, freut sich euphorisch auf den Disco-Reigen, den Sophie Ellis-Bextor im kurzen Glitzer-Outfit mit 100 % Pure Energy erfüllt. Die positiven Vibes von Hits wie „Take me home“, „Music gets the best of me“, „Get over you“ oder dem brandneuen mit dem schottischen Electronic Artist Wuh Oh produzierten Track „Hypnotized“ sind die beste Nightlife-Medizin gegen Alltagsfrust, Schwermut und Weltschmerz.
Sophie Ellis-Bextor bot bei ihrer knapp 90 Minuten langen Show aber nicht nur einen Querschnitt über ihre mehr als zwanzigjährige wechselnd erfolgreiche Pop-House-Folk-Karriere, sondern hatte gemäß dem Motto „Disco Tour“ auch einige Dancefloor-Covers im Repertoire: Neben „Crying at the Discotheque“ Madonnas 80er-Klassiker „Like a Prayer“, „Gimme Gimme Gimme a Man after Midnight“ der schwedischen Hitgiganten Abba und Modjos Ibiza-Anthem „Lady (hear me tonight)“ aus dem Jahr 2000. Und das – wie einst auf der La Isla Blanca – im groovigen (und beziehungstechnischen) Übergang zu ihrem Superhit „If this ain´t Love (why does it feel so good)“. Nicht fehlen dürfen Armin van Buurens Trance-Perle „Not giving up on love“ und der von den Freemasons produzierte House-Track „Heartbreak make me a Dancer“, die Bextor Ende der Nullerjahre sowohl in die Charts als auch in die Clubs hievten.
Das kommerzielle Comeback hat die fünffache Mutter – Vater ist der „The Feeling“-Gitarrist Richard Jones – und die sich für eine Pro-EU-Partei (Change UK) und untergebrachte Kinder einsetzende Sängerin dem Kinofilm „Saltburn“ zu verdanken. Dort läuft in einer Nackttanz-Szene am Schluss des Films ihr bisher erfolgreichster Hit „Murder on the Dancefloor“, der daraufhin viral ging und wie bei der Erstveröffentlichung 2001 wieder die Charts stürmte. In den USA platzierte sich Ellis-Bextor sogar zum ersten Mal in den Single Hot 100. Kein Wunder, dass der housige Disco-Track am Ende der Show das ausverkaufte WUK endgültig zum Kochen brachte.
Als Zugabe präsentierte Ellis-Bextor noch einen weiteren Club-Hit ihrer Karriere, „Bittersweet“, und als Überraschung – ohne Band und ohne Mikro – im WUK-Backbereich einen Song aus ihrer Pre-Solo-Ära: „A Pessimist is never disappointed“. Sophie Ellis-Bextor war Ende der 90er Sängerin der Indie-Band „theaudience“, die neben einigen Top 40-Singles auch ein lässiges Album releaste. Die charismatische Frontfrau galt damals als eine der „most sexy people in rock“, der erwartete kommerzielle Erfolg stellte sich aber nicht ein. Im Gegensatz zum großen Comeback-Jahr 2024. Ein neuer Plattenvertrag bei Universal wurde bereits unterschrieben. Man darf gespannt sein, mit welchem Sound und in welcher (größeren) Konzert-Location wir Sophie Ellis-Bextor demnächst hören und sehen werden.