In Deutschland wurde am 1. Januar 2003 ein Flaschen- und Dosenpfand von 25 Cent pro Getränkebehälter eingeführt, und das mit Erfolg. Die Rückgabequote für Einwegpfandgut durch Konsumenten lag im Jahr 2021 bei über 98 Prozent. Österreich rückt jetzt unfassbare 22 Jahre später nach, umweltpolitische Gründe sollte man aber in dieser Hinsicht eigentlich nur den Grünen nachsagen.
Seit Jänner 2021 gilt nämlich in der EU die Plastiksteuer. Auf jedes Kilogramm nicht recyceltem Plastikverpackungsmüll werden von der EU 80 Cent „Pönale“ eingehoben. Die jährlichen Kosten belaufen sich dabei derzeit auf rund 200 Millionen Euro. Außerdem wurde seitens der EU eine Single-Use-Plastics-Richtlinie beschlossen. Die EU-Staaten werden verpflichtet, bis zum Jahr 2025 zumindest 77 Prozent und bis zum Jahr 2029 zumindest 90 Prozent der Plastikflaschen getrennt zu sammeln. Die aktuelle Sammelquote in Österreich beträgt derzeit nur 70 Prozent. Laut einer Studie des Technischen Büros Hauer, der Wiener Boku und der Montanuniversität Leoben sei ein Pfandsystem die effizienteste und kostengünstigste Methode, um diese geforderte Quote von 90 Prozent zu erreichen. Außerdem werde dadurch die Recyclingrate begünstigt und die Umweltverschmutzung durch Plastikmüll verringert.
Rechtsgrundlagen der „Plastikpfand-Revolution“ in Österreich sind die §§ 14 bis 14 e des Abfallwirtschaftsgesetzes und die Pfandverordnung für Einweggetränkeverpackungen. Ab 1. Jänner 2025 ist daher bei Getränkeverpackungen aus Kunststoff oder Metall mit einem Füllvolumen von 0,1 bis 3 Liter ein Pfand von 25 Cent pro Verpackung einzuheben. Ausgenommen sind u.a. Milchprodukte, Getränkeflaschen mit Verschlüssen aus Kunststoff und Getränkeverbundkartons (Tetrapack). Zu beachten ist außerdem eine Übergangsfrist: Getränke, die vor dem 1. April 2025 abgefüllt wurden, dürfen noch bis 31. Dezember 2025 ohne Pfandeinhebung verkauft werden. Pfandpflichtige Einweggetränkeverpackungen müssen mit einem Barcode und einem im Bundesgesetzblatt abgebildeten Pfandsymbol gekennzeichnet werden. Eine Rücknahme ist technisch nur dann möglich, wenn die Flaschen und Dosen leer und unzerdrückt sind.
Pfand wird nicht nur einkassiert bei Kauf im Supermarkt, sondern auch bei Online-Bestellungen. Bei Bestellungen im Restaurant oder Cafe wird kein Pfand eingehoben, da in der Regel die Getränkeverpackungen nicht mitgenommen werden. Diskussionen bezüglich der Rücknahme der Pfandflaschen sind vermutlich dort vorprogrammiert, wo Ausnahmebestimmungen angewendet werden. So können beispielsweise mehrere Betreiber von Verkaufsstellen in stark frequentierten Orten (wie Bahnhöfen oder Einkaufscentern) eine gemeinsame Rückgabestelle benennen. Ein Anwendungsfall beispielsweise für Würstel- und Kebabstände oder Trafiken, die mittels eines Vertrages mit einem Rücknehmer von der Rücknahmepflicht befreit sind. Und zwar auch dann, wenn sie im Gegensatz zum Rücknehmer längere Öffnungszeiten haben.
Laut einer Marketagent-Umfrage befürworten 81 Prozent die Einführung eines Pfandsystems. Ein eigentlich sehr hoher Wert, wenn man bedenkt, dass die Rückgabe der Pfandflaschen mit zeitlichen Aufwendungen und zusätzlichen Aktivitäten verbunden ist und die Wichtigkeit der Umwelt bei den Österreichern nicht nur hinsichtlich der Wahlpräferenz für die Grünen (leider) im Sinken ist.
Die umweltrelevanten Fakten sprechen allerdings eine eindeutige Sprache. In Österreich werden jährlich rund 1,6 Milliarden Plastikflaschen und 800 Millionen Dosen in den Verkehr gebracht. Der Plastikabfall der Alpenrepublik beträgt rund eine Million (!) Tonnen, davon ca. 300.000 Tonnen Plastikverpackungsmüll. Davon werden derzeit nur ca. 30 Prozent recycelt, der Rest wird verbrannt oder landet in der freien Natur. Plastik ist ein Stoff, der sich nicht vollständig auflöst, sondern langsam in Mikroplastikteile zersetzt wird. Diese verbreiten sich durch Gewässer und Windböen auf Feldern, in der Luft, auf den Stränden und in den Meeren.
Angesichts einer derartigen Bedrohung erscheint die Einführung eines Pfandsystems eigentlich als vorgeschobene Alibi-Maßnahme. Ziel muss es eigentlich sein, die Produktion von Plastik erheblich zu reduzieren bzw. die produzierten Plastikgegenstände optimal recycelbar zu machen. Statt Einweglösungen sollten flächendeckende Mehrwegsysteme konzipiert werden. So könnten PET-Flaschen bis zu 20mal, Glasflaschen sogar bis 50mal wiederbefüllt werden.
Wer bereits jetzt die Umwelt und damit seinen ureigenen Lebensbereich schonen will, der lässt die Plastikflaschen ab sofort im Supermarkt liegen und greift zum Leitungswasser. Dieses erzeugt laut dem deutschen Umweltbundesamt weniger als ein Prozent der Umweltbelastungen von Mineralwasser und ist in Österreich von bester Qualität…