Pop Art, Picasso & Co. – Das Museum Ludwig in Köln…

Der Kölner Dom, der verrückte Karneval, das lässig-pinke Lebensgefühl, die attraktive Sportinfrastruktur, das bunte Nightlife: Es gibt viele Gründe, die 1 Millionen-Einwohner-Stadt am Rhein zu besuchen. Das Museum Ludwig in unmittelbarer Nähe des Hauptbahnhofs und des Doms gehört auf jeden Fall dazu. Die Vorschusslorbeeren können dabei nicht größer sein. Das von den Kölner Architekten Peter Busmann und Godfrid Haberer kreierte und 1986 eröffnete Museum enthält die größte Pop Art-Kollektion Europas und die nach Barcelona und Paris drittgrößte Picasso-Sammlung der Welt. 

 

Verantwortlich für den hohen kulturellen Wert der Sammlung ist das Industriellenehepaar Peter und Irene Ludwig. Die beiden Kunstmäzene schenkten im Jahr 1976 der Stadt Köln 350 Werke moderner Kunst mit der Bedingung, dass diese in einem eigenen Museum ausgestellt werden. Gesagt, getan. Heute kann man zu einem Tagesticket von nur 11 Euro auf einer Ausstellungsfläche von rund 9000 m2 die spannendsten Kunstwerke aus dem 20. und 21. Jahrhundert bewundern. Andy Warhol, Roy Lichtenstein u.a. mit seiner M-Maybe-Blondine (die eigentlich unverkäuflich war, Peter Ludwig aber dann zum doppelten Kaufpreis erworben hat), Tom Wesselmann und Robert Rauschenberg, das sind die Granden der Pop-Art-Etage im Museum Ludwig. Ein spezielles Highlight ist das „Portable War Memorial“ des US-Künstlers Edward Kienholz, der mit einer Anti-(Vietnam)-Kriegs-Installation (bestehend u.a. aus einer kopflosen Soldatentruppe, einem Grabstein und einer in einer Mülltonne platzierten Sängerin der Nationalhymne „God Bless America“) die düsteren Sixties widerspiegelt. 

 

Apropos Krieg: Zum Repertoire des Ludwig-Museums gehört auch die Sammlung des Rechtsanwalts Josef Haubrich, die dieser 1946 kurz nach dem 2. Weltkrieg der Stadt Köln schenkte. Viele dieser Werke aus der Gattung des Expressionismus bzw. der klassischen Moderne zählten während des Nationalsozialismus zur „entarteten Kunst“. Max Beckmann, Marc Chagall, Ernst Ludwig Kirchner oder Paula Modersohn-Becker, nur einige Künstler, deren Werke durch Haubrich vor den Nazis erfolgreich versteckt wurden.

 

Im Jahr 1994 schenkte das Ehepaar Ludwig dem Kölner Museum 90 Werke aus ihrer Picasso-Sammlung, im Jahr 2001 kamen weitere 774 dazu. Die großzügigen Spender sind heute beide schon verstorben (Peter Ludwig bereits 1996, seine Gattin 2010), deren Schenkungen aus dem Kreativgeist des spanischen Malers sind allerdings schon alleine einen Besuch der Kulturstätte wert: „Der Kuss“, „Musketier mit Degen“ oder die Kranich-Skulptur „La Grue“. 

 

Damit aber noch lange nicht genug: Neben diversen Sonderausstellungen präsentiert das Museum Ludwig auf mehreren Stöcken Kunstwerke aus dem Rheinland (u.a. von Jörg Immendorff, Gerhard Richter und Josef Beuys), Russische Avantgarde (eine testamentarische Verfügung des Ehepaars Ludwig), Werke des abstrakten Expressionismus und Arbeiten von Künstlern aus Afrika, Asien und Lateinamerika (wie der faszinierenden Installation „Mountain of Encounter“ des koreanischen Multitalents Haegue Yang). Im Portfolio des Museums befinden sich auch rund 3000 Zeichnungen, 10.000 Druckgrafiken und ca. 70.000 Fotografien. 

 

Die Sammlung wird – seit 2015 unter der Ägide von Yilmaz Dziewior – ständig erweitert. Das Untergeschoß ist speziell für zeitgenössische Werke reserviert. Vertreten ist dort auch die deutsche Star-Performerin Anne Imhof, die letzten Sommer im Kunsthaus Bregenz eine stockwerkübergreifende, schaurig-dystopische Exhibition unter dem Titel „Wish you were gay“ inszenierte. Das Kölner Museum erweist ihr mit zwei Skulpturen, einem Ölgemälde und einem Siebdruck ihrer Freundin Eliza Douglas alle Ehre, die allesamt Teil ihrer Performance „Faust“ bei der Biennale in Venedig 2017 waren.

 

Zum Gebäudekomplex des Museum Ludwig zählt übrigens auch die Berliner Philharmonie. Und damit erklärt sich das Mysterium, warum der Heinrich Böll-Platz direkt vor dem Museum mehrmals am Tag von Securities abgesperrt wird. Darunter befindet sich nämlich der mangelhaft trittschallisolierte Konzertsaal, in dem Aufnahmen, Proben und natürlich Live-Auftritte stattfinden. Ungestörter ist da natürlich die Rooftop-Terrasse des Museums Ludwig mit herrlichem Blick auf den Kölner Dom. Vor allem im Sommer zu empfehlen…