Bologna, meine Stadt - Auf den Spuren von Wanda!

„Tante Ceccarelli hat in Bologna Amore gemacht. Amore, meine Stadt.“ Die Liebeserklärung der Wiener Strizzi-Rocker Wanda an die wunderschöne Hauptstadt der Emilia Romagna, die vor zehn Jahren der Startschuss ihrer Karriere war. Unterstützt durch ein in Bologna gedrehtes Musikvideo ihrer Freunde Wolfgang Seehofer und Florian Senekowitsch, das angeblich nur 600 Euro gekostet hat und sogar als Tourismus-Werbeclip einsetzbar wäre.

 

Die erste Einstellung: Ein Schwenk auf den Glockenturm Torre dell´ Orologio aus dem 15. Jahrhundert, mitten am Piazza Maggiore, dem zentralen Hauptplatz Bolognas. Dieser kann dreimal pro Stunde im Rahmen einer geführten Audio-Tour erklommen werden. Ob mit Glimmstengel in der Hand, das darf allerdings bezweifelt werden. Diesen hat allerdings Sänger Marco Michael Wanda parat, wenn er lässig und schlaksig zugleich mit aufgeknöpftem Hemd und Sakko durch die italienischen Straßen wandelt und von einer Liebesnacht mit seiner Cousine träumt („Ich kann sicher nicht mit meiner Cousine schlafen. Obwohl ich gerne würde, aber ich trau mich nicht“).

 

Die Tante Ceccarelli war da um einiges progressiver. Eine reale Person, eine fiktive Gestalt, wer weiß das schon? In einem Spiegel-Interview aus dem Jahr 2015 hat der Marco einst folgendes gesagt: „Wenn Figuren durch das Mitwirken von anderen Menschen lebendig würden, das wäre für mich als Liedermacher die ideale Wirkung meiner Arbeit“. Den Namen Ceccarelli, den gibt es in Bologna tatsächlich, und zwar im quirligen historischen Marktviertel Quadrilatero. Die im Wanda-Video gefilmte Markise wurde zwar ausgetauscht, das Delikatessengeschäft von Amedeo Ceccarelli in der Via Pescherie Vecchie 8 a (unweit der Piazza Maggiore) lockt aber weiterhin die Feinkostfans mit Mortadella, Tortellini, Pasta und Gewürzen. Und das inmitten einer engen Gasse, in der das Dolce Vita Bolognas nur so tobt, die Besucher dicht an dicht aneinander vorbeiströmen und in den zahlreichen Kneipen, Bars und Bistros essen, trinken, feiern. Die Bologna-Bloggerin Veronica Gabbuti bezeichnete dieses Areal treffend als „emilianische Ramblas“. 

 

Wanda-Gründungsmitglied Manuel Christoph Poppe lehnt lässig mit seiner Gitarre an einer Balkonmauer und blickt von weit oben sehnsuchtsvoll auf die roten Ziegelmauern und Dächer Bolognas. „La Rossa“ („die Rote“), so nennt man die 400.000 Einwohner-Stadt gerne, auch wegen seiner traditionell linken politischen Einstellung. 

 

Auf der Via Rizzoli in der historischen Altstadt knüpft ein fesches Pärchen in spe die ersten Bände. Unmittelbar vor den Wahrzeichen der Stadt, den due torri. Früher standen in Bologna rund 180 sogenannte Geschlechtertürmer, die einerseits als Wachtürme dienten, andererseits ein Statussymbol der adeligen Familien darstellten. Heute stehen noch ca. 20, die berühmtesten zwei Türme an der Porte Ravegnada. 

 

Der 97 Meter hohe Torre Asinelli, erbaut im Jahr 1119, ist 97 Meter hoch und hat eine Neigung von 2,23 Metern, sein „Kompagnon“, der Torre Garisenda, wurde bereits auf 47 Meter gekürzt und hat eine Neigung von 3,25 Metern. Bei einer Routineüberprüfung wurden Risse im Mauerwerk des kleineren Turms festgestellt, sodass im Oktober 2023 beide Türme abgesperrt wurden. Eine Sanierung des Fundaments ist – mit Hilfe einer EU-Subvention von 4,7 Millionen Euro – derzeit im Laufen. Wermutstropfen: Auch der Torre Asinelli mit seinen 498 Stufen und seiner beeindruckenden Aussicht auf Bologna und die Umgebung kann derzeit nicht bestiegen werden.

 

Im Jahr 2015 war dies noch möglich. Das Pärchen aus dem Wanda-Video wäre ohne die due torri vielleicht gar nicht zusammengekommen. Das erste Händchenhalten, die ersten scheuen Küsse auf dem Torre Asinelli hoch über der Silhouette Bolognas. Der Bann ist gebrochen, die italienische Lebenslust ist erwacht. Verliebtes Laufen durch das Universitätsviertel, Wein und Pasta in den Bistros, Tanzen auf mittelalterlichen Mauern und eine halbnackte Lady, die aus dem Hostel-Bett eine geleerte Weinflasche beim Fenster hinausschmeißt. Ob sie mit ihrem Lover tatsächlich Amore gemacht hat, das bleibt der Phantasie überlassen…